Hat Einstein Klavier gespielt?

Nicht nur Therapie, sondern auch Elternberatung finden Sie im Studio Wendepunkte in Jenbach. Als Kinderpsychologin beschäftige ich mich u.a. auch mit der Frage, in welchen Bereichen Kinder gefördert werden können. Ich habe mir einige Gedanken zum Thema Lernen eines Musikinstrumentes und Gehirnentwicklung gemacht.

Da ich selber Klavier spiele, habe ich einen direkten Bezug und Interesse an diesem Thema. So wirkt sich das Spielen eines Musikinstrumentes auch positiv auf Kinder mit Konzentrations- und Aufmerksamkeitsstörungen auf. Ebenso können hochbegabte Kinder durch das Erlernen eines Instrumentes eine schöne und anregende Möglichkeit erhalten, ihr Potential voll zu nutzen.
Vielleicht fragen auch Sie sich, wie Sie Ihr Kind optimal fördern können.

Ist das Lernen eines Instrumentes für Ihr Kind gut oder führt es neben der Schule zu Überforderung?

Mit frühzeitigem Lernen eines Musikinstrumentes kann nachweislich die Gehirnstruktur bis ins hohe Alter verändert werden. Da in jungen Jahren die Plastizität des Gehirns noch am größten ist, sollte möglichst noch vor dem achten Lebensjahr mit der Musikerziehung begonnen werden.

Ein Instrument spielen ist eine der komplexesten menschlichen Tätigkeiten überhaupt. So werden nebeneinander Gehör, Motorik, Körperwahrnehmung auch Emotionen, Abstraktionsvermögen, räumliche Vorstellung, sowie mathematische und sprachliche Fähigkeiten geschult.

Durch das Üben wird automatisch die Feinmotorik verbessert (was vor allem bei Jungen im Volksschulalter sehr wichtig ist). Die Gehirnareale der Hände liegen nahe dem Sprachzentrum, so dass das Trainieren der Fingerfertigkeit auch Einfluss auf die Sprache haben kann. Übrigens nutzt auch die Ergotherapie diesen Zusammenhang. Beim Lesen und Schreiben ist die richtige Lautwahrnehmung eine Basisfertigkeit, die von vielen Volksschulkindern noch nicht vollständig beherrscht wird. Durch das genaue Hinhören beim Musizieren wird die Hördifferenzierung und so auch die Lautwahrnehmung verbessert.

Das Lesen der Noten und das gleichzeitige Umsetzen der Noten auf dem Musikinstrument stellt eine enorme Anforderung an die rechte und linke Gehirnhälfte. Die visomotorische Vernetzung des Gehirns wird ganz nebenbei trainiert und durch das Zusammenspiel beider Gehirnhälften wird ein weiterer Baustein für die Intelligenzentwicklung gelegt.

Aber nicht nur körperliche Fertigkeiten (ich nenne dies salopp die hard-ware) werden trainiert, sondern das aktive Musizieren hat auch positive Auswirkungen auf unsere soft-ware. So macht man beim Spielen eines Instrumentes zwangläufig so viele Fehler, dass es fast allen Kindern gelingt, gegenüber eigenen Fehlern gelassener zu werden. Zudem lassen sich die Fehler in Sekundenschnelle korrigieren.

Dieses Erfolgserlebnis haben viele Schulkinder leider nicht. Auch dabeizubleiben, bis sich eine melodische, rhythmische oder harmonische Gestalt vollendet hat, ein Stück zu üben bis es "fertig" ist, fordert und fördert Konzentration und Durchhaltevermögen. Als emotionsnahes Medium nimmt die Musik die Gefühle der Kinder mit. Auch dieses wird beim schulischen Lernen oft vernachlässigt. Emotionen gehören zu jedem "guten" Lernen dazu, nur so können dauerhaft Informationen gespeichert werden.

Wer selbst ein Instrument seit jungen Jahren spielt weiß, dass das Selbstbewusstsein, das Selbstvertrauen, die Selbstständigkeit und der Leistungswillen enorm gesteigert werden kann. Ein Stück zu üben und es am Vortragsabend zu präsentieren wirkt auf unsere Kinder sehr motivierend, egal ob sich ein Fehler eingeschlichen hat oder nicht.

Übrigens hat Einstein nicht Klavier sondern Violine gespielt. Ob er so ein mathematisches Genie geworden ist, weil er Geige spielte sei dahin gestellt. Auf jeden Fall fördert und verändert das Spielen eines Instrumentes unser Gehirn in positiver Weise. Auch Musizieren ist Gehirn-Training.